T O D S P A N N U N G

 Raum für phantastische und serielle Spannungsliteratur des 19. und 20. Jahrhunderts von Robert N. Bloch und Mirko Schädel

Paul Tabori – ein vergessener ungarischer Thriller-Autor
von Robert N. Bloch


Paul [ursprünglich: Pál] Tabori wurde am 8. Mai 1908 als Sohn des Journalisten Cornelius Tabori (1879–1944) und der Elsa Tabori, geb. Ziffer, in Budapest geboren. Er studierte an der Friedrich Wilhelm-Universität in Berlin und an der katholischen Pazmany Peter Universität in Budapest, wo er 1932 zum Doktor der Ökonomie und Politik-Wissenschaften promovierte. Am 16. Februar 1933 heiratete er Katherine Elisabeth Barlay. Ihr einziger Sohn Peter wurde 1934 geboren. Ab 1926 arbeitete er als Auslandsakorrespondent für eine ungarische Zeitschrift. Seit 1937 lebte er vorwiegend in London und schrieb Romane, Kriminalromane und Sachbücher in englischer Sprache. Er schrieb auch Filmkritiken für die Daily Mail und Filmdrehbücher für verschiedene britische Produzenten [»Valley of Eagles«, 1951, »Mantrap«, 1953, »Spaceways«, 1953, »Diplomatic Passport«, 1954, »Final Column«, 1955] sowie Drehbücher für Fernsehserien.

1966 und 1967 hielt er als Gastprofessor Vorlesungen an der Fairleigh Dickinson University in Madison, New Jersey, und am City College of the City University of New York. Er war der Gründer und Leiter der »International Writers Guild« und Mitglied zahlreicher anderer literarischer Verbände. Er starb am 9. November 1974 in London. Seine Werke sind heute weitgehend in Vergessenheit geraten und werden nicht mehr aufgelegt.

Er schrieb eine Reihe okkulter Sachbücher, Harry Price. The Biography of a Ghost-Hunter [1950], Companions of the Unseen [1967, Studien über acht berühmte Medien], Beyond the Senses. A Report on Psychical Research and Occult Phenomena in the Sixties [1971, mit Phyllis Raphael], Pioneers of the Unseen [1972, Studien über sechs Erforscher des Okkultismus], The Ghosts of Borley. Annals of the Haunted Rectory [1973, mit Peter Underwood] und Crime and the Occult. How ESP and Parapsychology Help Detection [1974]. Außerdem übersetzte und edierte er die okkulten Tagebücher seines Vaters Cornelius [My Occult Diary, 1951].

In seinen sensationell aufgemachten Science Fiction-Satiren findet sich ein gerüttelt Maß an Sex und Gewalt sowie irrationale Bedrohungsszenarien. Zu seinen phantastischen Werken zählen They Came to London [1943], Solo [1948, der Geist eines Selbstmörders, der auf der Brücke spukt, von der er sich einst stürzte, rekapituliert sein Leben, seine unglückliche Liebe und den Mord an seinem besten Freund], The Frontier [1950, Alternativwelt-Roman], The Talking Tree [1950, Roman über die übersinnlichen Erfahrungen eines walisischen Jungen], The Green Rain [1961, chemisch verseuchter Regen färbt die Menschen grün, und der ungehemmte Pflanzenwuchs nimmt katastrophale Formen an], The Survivors [1964, Satire über ein Friedensgas, das die Menschen vergessen läßt, wie man kämpft, was zur Eroberung des Britischen Königreichs führt], die »Hunters«-Serie [The Doomsday Brain [1967, die Weltwirtschaft ist bedroht], The Invisible Eye [1967, die Hunters bekämpfen eine Killer-Sekte], The Torture Machine [1969], The Cleft [1969, erotische Utopie], The Demons of Sandorra [1970, Sex-SF-Thriller], Lily Dale [1972], The Wild White Witch [1973, als Peter Stafford, ein erotischer Horror-Thriller].

BIBLIOGRAPHIE
Kurzgeschichten
AN INTERLUDE FOR MURDER (1958)
1)    MÖRDERISCHES ZWISCHENSPIEL
Alfred Hitchcock (Hrsg.): MEINE BÖSESTEN GRUSELSTUNDEN (Tales to Send Chills Down Your Spine, 1979)
Bern 1983, Scherz Verlag (Scherz-Krimi 900)
Übersetzung: Karl H. Schneider
2)    MÖRDERISCHES ZWISCHENSPIEL
Anonym (Hrsg.): DIE PERFEKTESTEN MORDE
Bern 1986, Scherz Verlag (Scherz-Krimi 1040)
Übersetzung: Karl H. Schneider
3)    MÖRDERISCHES ZWISCHENSPIEL
Alfred Hitchcock (Hrsg.): MÖDERGARN (Tales to Send Chills Down Your Spine, 1979, Auswahl)
Klagenfurt o.J. [1987], Kaiser Verlag (Kaiser-Krimi 065)
Übersetzung: Karl H. Schneider

THE SOUND OF DEATH (1967)
1)    DER TON DES TODES
Herbert Harris (Hrsg.): DER KOMMISSAR EMPFIEHLT (John Creasey’s Mystery Bedside Book, 1968/69, Auswahl)
Bern 1972, Scherz Verlag (Scherz-Krimi 403) (S.
Übersetzung: N.N.

THE SWINGING GHOST (1970)
1)    DER ABGEBLITZTE GEIST
Rosemary Timperley (Hrsg.): 18 GESPENSTER-STORIES (The Sixth Ghost Book, 1970)
München 1973, Wilhelm Heyne Verlag (Heyne-Anthologien, Band 40) (S. 194-209)
Übersetzung: Maikell Michael



Romane
THE GREEN RAIN (1961)
1)    DIE GRÜNE SINTFLUT (als Paul Taborin)
Rastatt o.J. [1962], Erich Pabel Verlag (Utopia Großband 183) (78 S.)
Übersetzung: N.N.

SOLO (1948)
1)    SOLO
Nürnberg 1950, Nest-Verlag (339 S.)
Übersetzung: Paul Tabori



Sach- und Fachbücher
BEI WHISKY UND ZIGARRE. ANEKDOTEN UM WINSTON CHURCHILL (1956)
1)    Zürich 1956, Diogenes Verlag (Diogenes Tabu) (56 S.)
Übersetzung: Stefan Klein

BEYOND THE SENSES. A REPORT ON PSYCHICAL RESEARCH AND OCCULT PHENOMENA IN THE SIXTIES (1971) (mit Phyllis Raphael)
1)    SIGNALE AUS DEM UNBEKANNTEN. REPORT ÜBER UNGEKLÄRTE FÄLLE AUS DER 4. DIMENSION (mit Phyllis Raphael)
Bonn 1972, Verlag der Europäischen Bücherei Hieronimi (Wege ins Unbekannte) (248 S.)
Übersetzung: Ludwig Graf von Schönfeldt


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