T O D S P A N N U N G

 Raum für phantastische und serielle Spannungsliteratur des 19. und 20. Jahrhunderts von Robert N. Bloch und Mirko Schädel

Dr. Paul Hain: »Mbungo Mahesi. Der Kulturträger vom Senegal«, um 1922
von Mirko Schädel



Dr. Paul Hain: Mbungo Magesi. Der Kulturträger vom Senegal, Naumburg: August Tancré 1922, Der vaterländische Abenteuer- und Detektivroman, 91 Seiten


Dr. Paul Hain, das ist Dr. phil. Paul Timpe, 1892–?, war ein Unterhaltungsschriftsteller, der vorwiegend Romanhefte und Frauenromane schrieb. Er benutzte die Pseudonyme Paul Hain und Paul Rosenhain. Für seine Veröffentlichungen im Schlager-Verlag in Leipzig 1920/21 bediente sich Timpe des Pseudonyms »Paul Rosenhain«. Nach kurzer Zeit reduzierte er sein Pseudonym »Paul Rosenhain« auf »Paul Hain«, da es einen Kollegen mit dem phonetisch identischen Namen, nämlich Paul Rosenhayn, 1877–1929, gab.

Timpe lebte in Berlin, er schrieb bevorzugt sogenannte Frauenromane, also meist sentimental-kitschige Liebesromane, darüberhinaus gab er Heftreihen heraus, schrieb für diverse Groschenheftreihen, u. a. für »Ein Hitlerjunge erlebt«. Zwischen 1945–1947 erschienen einige seiner Texte in Buenos Aires, Argentinien.

Mbungo Mahesi. Ein Kulturträger vom Segegal, 1922, ist ein dürftiger, wenngleich einigermaßen solider Kriminalroman, der lediglich eine propagandistische Aufgabe verfolgt. Der zutiefst rassistische, völkische und chauvinistische Roman ist im Tancré-Verlag erschienen, eine Art Vorläufer der nationalsozialistischen Propaganda, dessen publizistische Mißgeburten nur mit dem Begriff Hetzschriften zu bezeichnen sind.

In diesem Roman geht es mal wieder um den verlorenen Ersten Weltkrieg und der bösartigen französischen Politik gegenüber den am Boden liegenden Deutschland. Nicht genug, daß Frankreich das besiegte Deutschland hemmungslos ausblutet und wirtschaftlich vernichtet, nein, es schickt Schwarzafrikaner ins Rheinische um Kinder und Frauen zu verfolgen und zu schrecken. Die fiesen Franzosen haben den strunzdoofen, vertierten Schwarzafrikanern klargemacht, daß der wertvollste »Besitz« des Deutschen die reine, deutsche Frau sei. Und wenn man diese deutschen Frauen, die dem schwarzen Mann mit natürlicher Ablehnung begegnen, vernichtet, vergewaltigt, tötet – dann handelt man ganz im Sinne der französischen Absicht die Deutschen weiterhin zu demoralisieren.

Es kommt zu diversen Überfällen, wobei auch ein paar Frauen erstochen aufgefunden werden, die Wunden der Frauen deuten auf einen ungewöhnlich geformten Dolch hin. Die Mordopfer sind Gattinnen von Kritikern der französischen Besatzungsmacht. Der französische Geheimdienst sorgt also für das Auskundschaften der Opfer und schickt dann einen senegalesischen Killer, der mit einem traditionellen Dolch seine weiblichen Opfer ersticht.

Kommissar Weißmann, ein strammer Nationaler, wird mit dem Fall betreut. Sicher ein Mitglied der AfD. Weißmann kombiniert und beobachtet, dabei stellt er fest, daß der Täter der Senegalese Mbungo Mahesi sein muß, der bei den französischen Besatzungstruppen besoldet ist. Doch Mahesi setzt sich nach einem neuen gescheiterten Attentat nach Frankreich ab. Weißmann reist unter falschem Namen nach Frankreich und bedient sich dort der deutschen Geheimdienste, die ihm den Weg weisen zu Mahesi, der in Marseille untergetaucht ist. Mahesi wird mittels eines Tricks nach Basel gelockt, wo man ihn überraschenderweise über die deutsche Grenze fährt und er umgehend verhaftet wird. Damit endet dieser Roman.

Das Büchlein ist durchdrungen von nationalem Wahn, von Chauvinismus und Rassismus der übelsten Art. Der Autor muß geradezu ein pathologisch-propagandistisches Sendungsbewußtsein gehabt haben, einen Zwang seine kruden politischen Ansichten und seinen zielgerichteten Haß zu verbreiten und beim Leser die niedersten Instinkte zu bedienen.

Das Buch faselt unentwegt von der unerträglichen schwarzen Schmach, die Frankreich dem unterjochten Deutschland aufbürdet. Die kulturelle Verwahrlosung Deutschland ist die Folge dieser Schmach.

Das Buch ist ein ekelhaftes und menschenverachtendes Pamphlet in Form eines degenerierten Schundromans schlichtester Bauart – ein von Dummheit strotzendes Machwerk, das keinerlei Beachtung verdient. Es erklärt den deutschen Landsleuten, daß die Franzosen ein dummes Volk sind, das sadistische Züge trägt. Die Afrikaner werden als Untermenschen verhöhnt, deren Anwesenheit allein schon ausreicht um die deutsche Seele zu verunreinigen. Selten so einen perfiden Schwachsinn gelesen.