T O D S P A N N U N G

 Raum für phantastische und serielle Spannungsliteratur des 19. und 20. Jahrhunderts von Robert N. Bloch und Mirko Schädel

Arnold Fischer: »Die Geheimbündler«, 1921

von Mirko Schädel


Arnold Fischer: Die Geheimbündler. Roman aus dem verborgenen Leben der Gegenwart, Augsburg: München-Augsburger Druckerei und Verlagsanstalt 1921, 224 Seiten


Über den Autor Arnold Fischer ist mir nichts bekannt, es scheint auch der einzige Roman dieses Schriftstellers zu sein.

Die Geheimbündler, 1921, ist ein politischer Spannungsroman, der von Offizieren aus dem Umfeld des Kapp-Putsches handelt. Die zwei charakterlich konträren, aber befreundeten Offiziere Karl-Heinz Graf Steinberg und Joachim Klübershagen geraten in die unterschiedlichsten politischen Konstellationen von Geheimbünden, der eine, Graf Steinberg, landet unfreiwllig in einer konservativ-nationalen Verschwörergruppe, die man durchaus zu den Vorläufern der Nationalsozialisten rechnen kann. Graf Steinberg ist mentalitätsbedingt eher der extrovertierte Draufgänger, der sich Wein, Weib und Gesang gefallen läßt und auch dem Spiel nicht abgeneigt ist. Graf Steinberg unterschreibt im Suff ein Papier, das ihn einem extrem nationalen Geheimbund verpflichtet.

Der andere, Joachim Klübershagen, gerät als Polizeioberleutnant nach Südthüringen, wo er umgeben ist von kommunistischen, bolschewistischen Verschwörern, während er selbst mehr den gemäßigten Sozialdemokraten und republikanischen Demokraten zuzurechnen ist. Doch gerät er immer tiefer in die Abgründe der Verschwörer und beginnt Beweise zu sammeln für deren militärische Vorbereitungen für einen revolutionären Putsch – an dem auch die Rote Armee beteiligt werden soll.

Klübershagen ist der introvertierte, empathische Typ, der im Krieg eine Zivilistin angeschossen und schwer verletzt hatte. Klübershagen besucht die Familie der alten Dame und sieht die Armut in ihrer krassesten Form. Seine deutsch-nationale Gesinnung schwindet und an deren Stelle tritt eine gemäßigtere politische Haltung. Doch als Klübershagen bemerkt, daß seine Vorgesetzten und Teile seiner Kollegen bereits in bolschewistische Umsturzpläne involviert sind, beginnt er an allem zu zweifeln. Blutvergießen will er verhindern – und so spielt er ein doppeltes Spiel im Polizeiapparat.

Am Ende des Romans eskaliert die Lage, Klübershagen ist seines Lebens nicht mehr sicher und wird verfolgt von Kollegen, die nichts lieber täten als dessen Lebenslicht auszublasen. Dazu taucht bei Nacht und Nebel sein alter Freund Graf Steinberg bei ihm auf. Steinberg ist in jeder Beziehung am Ende, er hat wochenlang die Kleidung nicht gewechselt und befindet sich auf der Flucht, da er für die Deutschnationalen ein Bombenattentat und andere Verbrechen begangen hat. Doch Steinberg, der mit dem Leben abgeschlossen hat, ist geläutert. Er will sich zwar nicht den Behörden stellen, aber büßend will der einst stolze Soldat in die Fremdenlegion eintreten und dort versuchen seinen inneren Frieden zu finden. Klübershagen rät ihm sich zu stellen, doch Steinberg ist von seinem Plan nicht abzubringen. Notdürftig hilft Klübershagen seinem Freund, so daß er es an die Grenze schaffen und seinen Plan realisieren kann.

Kurz darauf beginnt Klübershagen seine entlarvenden Aufzeichnungen nach Berlin zu bringen, wo er das Material verschiedenen Behörden und Regierungsmitgliedern anbietet, doch die Adressaten wirken lustlos und uninteressiert. Der Whistleblower genießt wenig Vertrauen, und als die Umsturzpläne dann endlich ernst genommen werden, erklärt die Gegenseite ruhig und besonnen seine Unschuld. Am Ende gelingt es Klübershagen sicher nach Berlin zu fliehen und sich bei einer Bekannten zu verstecken.

Der Konflikt und die militärischen Auseinandersetzungen werden nicht ganz klar, der Leser erfährt wenig von den Konsequenzen, die Klübershagens Denunziationen folgen. Am Ende wird klar, daß der Autor, der sicher eine national-konservative politische Überzeugung hatte, vor den extremistischen Kräften warnen wollte und den damit einhergehenden Gewalttaten der jeweiligen Geheimbünde.

Das Buch ist streckenweise sehr routiniert geschrieben, aber letztenendes nur für die wenigen Eingeweihten interessant, die sich für die Geschichte des Ersten Weltkriegs und seine unmittelbaren Folgen interessieren.