T O D S P A N N U N G

 Raum für phantastische und serielle Spannungsliteratur des 19. und 20. Jahrhunderts von Robert N. Bloch und Mirko Schädel

Lars Dangel und seine endlose Begeisterungsfähigkeit – für sich selbst! –
Oder: Wer anderen eine Grube gräbt, sollte etwas tiefer graben.
von Mirko Schädel


Ein beträchtlicher Teil von Lars Dangels begleitendem Text zu Hermann Dresslers Die Künste des Doktor Incubus besteht aus Schmähungen und falschen Behauptungen, und etwas weniger in der Auseinandersetzung mit dem trivialen Autor Hermann Dressler.

Man könnte fast meinen, die Auseinandersetzung mit Dreßler dient vor allem der Selbstverherrlichung Lars Dangels, und damit liegt man nicht einmal falsch. Gut, darin spiegelt sich ein Charakterzug des Herausgebers, der sich in seinen Schmähungen erstaunlich gut und unfreiwillig spiegelt. Denn der Herr Dangel ist der Meinung, daß er der einzige weit und breit ist, der sich mit klassischer Phantastik beschäftigen darf, denn alle anderen Zeitgenossen betreiben dies nur so ganz nebenbei, eher hobbymäßig, sind eh unterbelichtet, während er, der große Zampano mit dem Durchblick, es seit seiner Stillzeit besser weiß. Es ist ihm sozusagen in die Wiege gelegt, das breite, umfassende Wissen unter die Leute zu bringen, das er sich so mühselig erarbeitet hat.

Normalerweise gehen mir derartige Schmähungen am Arsch vorbei, denn ich weiß ziemlich genau, was ich mit meiner Bibliographie der Kriminalliteratur geleistet habe – und was nicht. Ich habe auch nie behauptet, daß ich auch nur annähernd die 10.000 bibliographisch erfaßten Bände gelesen habe oder das meine Bibliographie fehlerfrei sei. Das ist auch nicht notwenig, und es ist auch vollkommen in Ordnung, daß sich Fehler in eine so umfassende – und immer vorläufige – Bibliographie geschlichen haben. Ich mußte bislang rund 20 Titel aus der Bibliographie entfernen, weil ich Leuten vertraut habe, die mich gelegentlich mit Tipps versorgt hatten und mich in seltenen Fällen irrtümlich auf Romane aufmerksam machten, die in deren Augen der Kriminalliteratur zuzurechnen seien.

Das ist nicht unüblich, allerdings ist es unüblich auf den Fehlern anderer Leute beständig herumzureiten und sich daran zu weiden, und das im Turnus etlicher Jahre – das machen in der Regel nur Menschen, die angeblich alles besser wissen und im Grunde genommen von Neid zerfressen sind. Warum ist Lars Dangel von Neid zerfressen? Das scheint eine Störung des zentralen Nervensystems zu sein oder eine narzistische Persönlichkeitsstörung, ich bin weder Psychiater noch Therapeut und kann diese Frage nicht beantworten. 

Die Behauptung, daß Gerhard Lindenstruth und Robert N. Bloch ihre kleine Dressler-Novelle auf eine Auflage von 22 Exemplaren begrenzt hatten um damit eine Sammlerbegehrlichkeit zu wecken oder/und der Qualität des Textes mißtraut hatten – was zweifellos andeuten soll, daß damit ein ordentliches Geschäft gemacht werden sollte, ist mehr als fragwürdig, denn da die 22 Exemplare an Kunden verschenkt wurden und nicht in den Handel gelangt sind, stellt sich die Frage, wie man damit hätte Profit erwirtschaften können.

Dangels begleitender Text zu seiner Dressler-Publikation ist, wie gesagt, ein schöner Einblick in die emotionale Verfaßtheit des Autors, denn im Grunde genommen geht es ihm hier nicht um Hermann Dressler, sondern darum sich selbst ein schönes Denkmal zu setzen, und jeden,  sprichwörtlich jeden, der es gewagt hat sich mit Dressler vor ihm oder neben ihm zu beschäftigen, zu bescheinigen wie unfähig sie alle miteinander sind, wie unwissend, wie vernebelt und verkackt ihr Hirn arbeitet, denn nur Lars Dangel stellt da eine brillante Ausnahme dar. Der Maestro hat den Durchblick und dabei ist seine eigene Fabulierkunst der Gipfel unwissenschaftlicher Geziertheit.

Irgendwo schreibt Dangel den Beginn des Satzes: »Bloch mußmaßt […]«. Dabei ist Dangels pseudo-wissenschaftliches Getue nichts als Mutmaßung, wenn man mal seinen Verdienst abzieht die Lebensdaten Dresslers ermittelt zu haben. Daß der ganze eigene Blödsinn und die eigene Interpretation mehr Wertschätzung erfährt, ist nur natürlich – wenn aber die eigene Interpretation als Mittel dienen soll die vermeintliche Unfähigkeit anderer zu belegen, dann läßt das tief blicken.

Es ist schade, daß in diese Selbstverherrlichungsarie des Herrn Dangel kein Lektor eingegriffen und den narzistischen Umtrieben Einhalt geboten hat. Dem kritischen Leser wird jedoch auffallen, daß dem Autor nur darum zu tun ist, sich selbst zu erhöhen und andere zu schmähen. Kein anderer Zweck, kein anderes Motiv steckt dahinter. Das ist armselig, denn wenn eine wissenschaftliche Auseinandersetzung oder eine Begeisterung für einen Autor und dessen Text nur zustande kommt, damit man andere Leute ausführlich schmähen oder in den Dreck ziehen kann, dann ist das kein wirkliches Interesse oder echte Begeisterungsfähigkeit, sondern lediglich ein Mißbrauch an der Sache selbst. Zudem sind viele seiner Ausführungen schlicht falsch, und es ist leicht das auch zu belegen.

Ich erinnere mich noch an ein Buchangebot des Herrn Dangel auf Booklooker vor ein paar Monaten, wo er zu einem Kriminalroman aus dem Berliner Enck-Verlag sinngemäß schrieb: »Schädel mutmaßt, dieser Roman wäre ein Nachdruck der Interessanten Bibliothek [um 1907| von Otto Zöphel. Das ist natürlich Unsinn.« … und bei der Datierung hieß es »um 1910«. Ich kann leicht belegen, daß die meisten Enck-Kriminalromane photomechanische Nachdrucke der Interessanten Bibliothek von Otto Zöphel sind, da ich die Exemplare habe, ebenso ist leicht nachweisbar, daß die Enck-Reihe erst nach dem Ersten Weltkrieg erschienen ist.

Im Grunde genommen wäre die Sache nicht weiter von Interesse, jeder hat ein Recht auf seine eigenen Irrtümer und deren Verbreitung. Interessant wird es, wenn man mich persönlich bezichtigt an dieser Stelle Unsinn verbreitet zu haben, während Herr Dangel selbst offenbar keinen Schimmer hat und irgendwelchen spekulativen Blödsinn publiziert. Herr Schädel mutmaßt in diesem Falle nicht – Herr Schädel weiß, dagegen stochert Herr Dangel immer häufiger im Trüben, wie mir scheint. Und er hält seine eigenen fragwürdigen Interpretationen und Spekulationen für die reine Wahrheitsfindung – für mich klingt das alles mehr und mehr nach alternativen Fakten.