T O D S P A N N U N G

 Raum für phantastische und serielle Spannungsliteratur des 19. und 20. Jahrhunderts von Robert N. Bloch und Mirko Schädel

Karl Theodor Fockt: »Kaiser Josef II. und das Geheimniß des Freihauses«, 1889

von Mirko Schädel


Karl Theodor Fockt: Kaiser Josef II. und das Geheimniß des Freihauses, Wien: Jacob Dirnböck’s Verlag 1889, 318 Seiten


Karl Theodor Fockt, 1839–1907, war ein deutsch-böhmischer Schriftsteller und Journalist. Er arbeitete ab 1860 als selbständiger Schriftsteller in Wien und war vorwiegend als Produzent von Unterhaltungs- und Kolportageliteratur tätig.

Kaiser Josef II. und das Geheimniß des Freihauses, 1889, ist ein altmodischer, dennoch spannender Kolportage- und Sensationsroman, der deutliche Anleihen am Schauer- und Kriminalroman nimmt.

Der Roman handelt von einer großangelegten Intrige und den Schatz eines südtirolischen Adelsgeschlechtes, der den Erben und Eigentümern durch Schliche und Mordanschläge abgejagt werden soll. Die Geschehnisse finden in Wien statt in der Zeit kurz vor und nach Kaiserin Maria Theresas Tod. Dabei spielen mehrere Geheimbünde eine Rolle und natürlich dreht sich alles um den Kampf zwischen Gut und Böse. Auf der Seite der Guten stehen Kaiser Josef II., der selbst zum Opfer eines Mordattentates auserkoren ist, denn die liberale und humanistische Politik des Kaisers sind verschiedenen Bünden ein Dorn im Auge.

Daneben agieren Heinrich und Marie, ein Liebespaar, das dem bürgerlichen Milieu entstammt und mehr oder weniger durch die äußeren Umstände in die Intrigen verwickelt werden. Darüberhinaus spielen die Brüder Giovanelli eine Rolle, deren sagenhaftes Vermögen die Schurken anlockt, wie die Motten das Licht.

Die beiden bösen Antipoden in diesem Spiel um Macht und Geld stammen einerseits aus dem erzkonservativen Klerus des Katholizismus, verkörpert durch die Führungspersönlichkeiten des Wiener Kirchenadels und dem Geheimbund der Schwarzen Brüder. Ein Gerichtsschreiber und ein Graf sind die Kulminationspunkte des Bösen, diese beiden Herren spinnen ihre Intrigen und schrecken vor keinerlei Verbrechen zurück.

Der fragliche Schatz der Giovanellis wird von den Schwarzen Brüdern in den unterirdischen Katakomben des Freihauses gehütet, doch der wahre Erbe, der von den Schwarzen Brüdern zeremoniell eingemauert wurde, kann sich mit Hilfe von Marie, der Tochter eines Meßners, befreien und findet den Familienschatz, der ihm geraubt wurde. Es gelingt ihm diesen Schatz aus Juwelen und Gold in eben denselben Katakomben im Lehm zu verstecken.

Marie gerät in die Hände eines jener Schurken, wird vergewaltigt und stirbt letztendlich in einem Zustand des Starrkrampfs. Dennoch siegen die Kräfte des Guten und doch bleibt der Schatz verschollen, denn zwischendurch findet eine der Figuren das Gold und die Juwelen und versteckt den Schatz erneut an einem unbekannten Ort. Als am Ende des Romans die Erben des Schatzes ihr Eigentum aus den Katakomben holen wollen, ist nichts mehr davon zu finden.

Alle Register der Kolportageliteratur werden in diesem Buch gezogen. Verschollene und totgeglaubte Figuren feiern Wiederauferstehung, Entführungen, Morde, unterirdische Geheimgänge, Gifte, Wahnsinn und dergleichen mehr illustrieren die Handlung des Romans, der es nur darum zu tun ist Spannung zu erzeugen.