T O D S P A N N U N G

 Raum für phantastische und serielle Spannungsliteratur des 19. und 20. Jahrhunderts von Robert N. Bloch und Mirko Schädel

anonym: »Master King der Gentleman-Detektiv, Band 3«, 1923
von Mirko Schädel



anonym: Master King der Gentleman-Detektiv, Band 3: Der Mörderbund von Irland, Leipzig, Wien: Rekord-Verlag 1923, 18 Seiten à zwei Spalten, Mittelformat


 

Master King der Gentleman-Detektiv, mit bürgerlichem Namen Nat King, ist eine aus London stammende Spürnase, die auch über die Gabe gewisser okkulter Vorahnungen verfügt – und über einen Famulus namens Bob, der ziemlich hilf- und gedankenlos den Befehlen des Meisters Folge leistet.

Master King, sein Famulus Bob und ein Chauffeur fahren des Nachts ziellos über die Straßen Irlands, denn der Meister hatte auch in diesem Fall gewisse Ahnungen, die dann auch zu einem Ergebnis führen, denn in der Dunkelheit stoßen die drei Insassen auf einen Heuwagen am Straßenrand, der von hinten mit einer aus dem Heu ragenden Leiche aufwartet. Nach kurzer Untersuchung des Toten stellt der Meister fest, daß es sich um einen Knecht handeln müsse, dessen Kopf nahezu abgetrennt zu sein scheint. Er befiehlt seinem Gehilfen Bob ins nahegelegene Dorf zu fahren um dort den Sheriff und den Bürgermeister zu benachrichtigen.

Während Master King allein am Tatort zurückbleibt, untersucht der Meisterdetektiv den Leichnam genauer und entdeckt einen handgeschriebenen Zettel in der Jackentasche des Opfers. Diese Mitteilung verweist auf den Heuwagen als Treffpunkt für ein geheimes Treffen zwischen dem Mordopfer und einer unbekannten Person.

Diverse Würdenträger erscheinen kurz darauf am Tatort, ein Dorfpolizist kann den Toten als Knecht eines nahegelegenen Gutshofs identifizieren. Und der Leser wird mit Master Kings Motiv seiner scheinbar ziellosen Suche vertraut gemacht, denn tatsächlich sucht King einen Kollegen von Scotland Yard, der in Irland mit der Aufklärung eines Mordfalls beschäftigt gewesen war und dann spurlos verschwand. Das Motiv dieses Mordfalls hängt mit dem politischen Freiheitskampf der Iren zusammen.

Master King, der Mann mit dem zweiten Gesicht, ahnt bereits, daß der Leichnam mit dem verschwundenen Polizeibeamten identisch sein muß, der offenbar als Knecht verdeckt ermittelt hatte und wohl seinen Mördern zu dicht auf den Fersen war.

Die Uhr des ermordeten Knechts findet sich auf dem Gutshof im Besitz eines anderen Knechts, so daß dieser als Mordverdächtiger verhaftet wird. Doch der geniale Master King nimmt Kontakt zu Scotland Yard auf und schickt dieser Behörde eine verschlüsselte Nachricht. Anschließend besucht der Detektiv den Gutshof und lernt den eindrucksvollen Besitzer näher kennen. Am folgenden Tag verhaftet Master King zwei Gutsbesitzer, einer davon ist ein Doppelmörder, der zweite ein Mitverschwörer. Die beiden Schurken werden zum Tode verurteilt und der Fall ist auf eine etwas grobmotorische, man möchte fast sagen russische Art und Weise gelöst worden.

Sicher wurde diese Heftserie für ein jugendliches Publikum konzipiert, zumindest deutet darauf diese reichlich naive und allzu banale Detektiverzählung hin, die hier und da mit sensationell blutrünstigen Motiven gewürzt wurde.

Wie in zahllosen ähnlichen Texten wird auch hier den berühmten Vorbildern Sherlock Holmes und Doktor Watson mehr schlecht als recht nachgeeifert, die Figuren sind papiern, die Story mehr als schlicht – doch immerhin hat sich der anonyme Autor offenbar einen okkulten Detektiv vorgestellt, der mit Hilfe des zweiten Gesichts seine Fälle löst. Leider besitze ich nur diese eine Nummer der Reihe, so daß ich das Motiv eines möglicherweise »okkulten« Detektivs nicht nachprüfen kann.