Quentin Patrick, das ist Patrick Quentin: »Keiner spielt Treff-Dame«, um 1935
von Mirko Schädel
Quentin Patrick, das ist Patrick Quentin: Keiner spielt Treff-Dame, Berlin: Aufwärts-Verlag um 1935, 246 Seiten, Schutzumschlag von H. R. Ertz
Im Original erschien dieser Roman mit dem Titel S. S. Murder, 1933, unter dem Pseudonym Q. Patrick, später besser bekannt als Patrick Quentin, das waren Richard Wilson Webb, 1901–1970, und Hugh Callingham Wheeler, 1912–1987, aber bei diesem Buch steckt ein anderes Autorenduo hinter dem Pseudonym, nämlich Richard Wilson Webb und Mary Louise [White] Aswell, 1902–1984.
Keiner spielt Treff-Dame wird uns von einer jungen Frau berichtet, die nach einer Blinddarmoperation zur Erholung eine Dampferfahrt durch die Karibik gebucht hat. In Form eines Tagebuchs, also in Berichtsform, erzählt uns Miß Mary Levellyn, eine Journalistin, von den Ereignissen an Bord, recht früh findet dann der Mord an Mr. Lambert Erwähnung, der mit Strychnin beim Bridge vergiftet wurde, teilgenommen an dieser Partie hat auch ein gewisser Mr. Robinson, der außerordentlich schlecht gespielt hat und nach dem Mord spurlos verschwindet.
Ein beträchtliche Anzahl von Verdächtigen werden dem Leser vor Augen geführt und Miß Levellyn betätigt sich zusammen mit einem älteren Herrn namens Mr. Burr als Detektiv. Als auch noch die Nichte des ermordeten Mr. Lambert über Bord geworfen wird, und anonyme Drohbriefe gefunden werden, die von jenem Mr. Robinson verfaßt wurden, gerät der Roman zu einem überaus spannenden whodunit, der außerdem den Vorzug genießt hervorragend geschrieben worden zu sein.
Nach einiger Zeit taucht auch die Figur eines Detektivs auf, der sich der Mordfälle annimmt. Dieser Mann ist es auch, der um Einsicht in das tagebuchartige Journal unserer Heldin bittet. Etwa gleichzeitig betritt der ominöse Robinson meist in recht bedrohlicher Situation die Szene, dieser Verbrecher droht auch unserer Heldin Miß Levellyn und versucht sich ihrer schriftlichen Aufzeichnungen zu bemächtigen, doch Miß Levellyn hat bereits Vorsorge getroffen, ihre Bordtagebücher befinden sich bereits im Safe des Kapitäns, denn sie ahnt, daß irgendwo in ihrem Bericht die Lösung des Rätsels zu finden ist.
Unser Detektiv forciert auf dem Dampfer einen Bridgewettbewerb, denn er kennt die eklatanten Fehler des rätselhaften Robinson, die diesem bei der Bridgepartie mit Mr. Lambert kurz vor dessen Tod unterlaufen sind. Unser Detektiv hat sich für diesen Zweck die hilfreiche Mitarbeit eines Falschspielers versichert, der dafür sorgen soll, daß die Kartenkonstellationen des Spiels weitgehend identisch sein müssen mit den gespielten Bridge-Partien des ersten Mordfalls.
Tatsächlich gelingt es einen Mann zu identifizieren, der eben die gleichen Fehler macht – und der Mörder und seine Komplizin werden während einer geselligen Teerunde beim Kapitän entlarvt. Die Autoren des Romans halten sich bis ganz am Schluß des Buchs über den Täter bedeckt, somit bleibt die Spannung bis zum Ende erhalten. Wenn dem Leser der naive Grundton des Buchs nicht an den Nerven geht, wird er über kurz oder lang für seine Treue belohnt, denn im Grunde gelingt den Autoren damit ein geschickter Schachzug – der Leser lernt mit den Augen Miß Levellyns das Geschehen zu betrachten und damit gewinnt die Geschichte an Authentizität und somit auch an Spannung. Nachdem ich mich eingelesen hatte, konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen.