Rolf Wilden: »Die schwarze Hand«, 1931
von Mirko Schädel
Rolf Wilden: Die schwarze Hand, Leipzig und Bern: Friedrich Rothbarth 1926, Rothbarths Kriminal-Bibliothek Band 38, 192 Seiten
Rolf Wilden ist ein unbekannter Autor, der Roman Die schwarze Hand, 1926, ist meines Wissens seine einzige Veröffentlichtung.
Der Roman spielt zum Teil innerhalb der italienischen Community in New York City, wo sich einige Landsleute zu der mafiösen Bande mit dem Namen Die schwarze Hand zusammentun um vermögende Mitmenschen um gehörige Summen zu erpressen.
Seit einigen Wochen erhalten die Opfer der Schwarzen Hand Erpresserbriefe, die meist nach ähnlichem Muster verfaßt sind. Die Opfer sollen 50.000 Dollar in einem Umschlag an einem bestimmten Ort deponieren, wenn Sie nicht das Risiko eingehen wollen ihr Leben zu verlieren. Die Polizei soll auf keinen Fall informiert werden. Einige der Geschäftsleute und Bankiers zahlen die Gelder, andere werden ermordet aufgefunden.
Eines Tages gerät auch der Bankier Thompson in den Fokus der Erpresser. Er führt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern ein beschauliches Dasein. Seit einiger Zeit geht Mr. Ambrosius in der Villa der Thompsons ein und aus, letzterer hat sich mit dem Ehepaar angefreundet.
Thompson erhält den ersten Erpresserbrief in seinem Büro, doch von Anfang an beschließt er, diesen Erpressungsversuchen keineswegs Folge zu leisten und die Gefahr zu ignorieren. Als auch noch ein Erpresserbrief unter Thompsons Teller in seinem Zuhause auftaucht, ahnt er, daß unter den Dienstboten ein Komplize der Kriminellen sein muß. Thompson läßt den Termin der Geldübergabe platzen. Doch erhält er einen weiteren Brief, der in seinem Schlafzimmer platziert ist, und ihm einen Zahlungsaufschub bis zum nächsten Mittag einräumt.
Am Folgetag meldet sich ein Chauffeur bei Thompson in der Bank um das Geld abzuholen, der aber ohne die Beute wieder abziehen muß. Der Bankier hatte jedoch eine Detektiv-Agentur beauftragt den Geldboten zu überwachen – die Detektive scheitern jedoch und verlieren das zu observierende Objekt aus den Augen.
Kurz darauf betreten zwei Maschinenbau-Ingenieure die Bank, die bereits vor einigen Tagen nach einem Kredit auf ihre Erfindung nachgefragt hatten, und die nun dem besseren Verständnis halber dem Bankier ein Modell ihrer Maschine zeigen wollen. Zwei handfeste Arbeiter bringen eine große Kiste in das Büro. Als die Kiste geöffnet wird, betäuben die Ingenieure den Bankier, der in die Kiste gesteckt wird und die dann auf unauffällige Weise wieder hinausgeschafft wird.
Thompson wird an einen unbekannten Ort gebracht, nur der Leser weiß, wo er sich befindet und wer ihn entführt hat. Thompson wird gezwungen seiner Frau einen Brief zu schreiben um sie zu bitten das Geld zu einem vereinbarten Termin abzuliefern. Die 50.000 Dollar werden den Entführern ausgehändigt. Bei einem Befreiungsversuch kommt Thompson fast zu Tode. Die vermeintliche Leiche des Bankiers wird in der Metro entsorgt, man platziert den Bewußtlosen wie einen Passagier auf einer Bank des Zuges, denn die Verbrecher halten Thompson für tot, doch wird dieser schwerverletzt gerettet und namenlos in ein Krankenhaus eingeliefert.
Ebenso ergeht es einem Detektiv namens Mac Dowell, der von Thompsons Gattin verpflichtet wurde. Er spürt der Bande nach und kommt dabei fast zu Tode. Die vermeintliche Leiche wird in einem Sack in den Hudson geworfen, Mac Dowell überlebt nur dank eines neugierigen Schiffers, der den Sack mit dem Schwerverletzten aus dem Fluß zieht. Mac Dowell wird ebenfalls ohne Identitätsnachweis in ein Krankenhaus verbracht.
Jener Ambrosius, der einer der Köpfe der Schwarzen Hand ist, geht im Haus der vermeintlichen Witwe Thompons ein und aus, er sieht sich schon als künftigen Gatten der Bankierswitwe. Als jedoch nach einigen Wochen bekannt wird, daß der genesende Bankier im Krankenhaus liegt und den Anschlag überlebt hat, plant Ambrosius einen neuen Anschlag auf die Thompsons.
Ambrosius plant die sensationell anmutende Entführung der beiden Kinder der Thompsons um den nunmehr völlig genesenden Thompson den Todesstoß zu versetzen. Aber auch Mac Dowell ist wieder gesund und hat eine ganze Armada von Straßenjungen engagiert, die Ambrosius systematisch auskundschaften – und so weiß der Detektiv in groben Zügen, wer zu diesem berüchtigten Geheimbund gehört und an welchen Orten sie sich aufhalten.
Mac Dowell vereitelt mit Hilfe der Polizei die Durchführung dieser Kindes-Entführung, setzt ein paar Haupttäter fest und stürmt dann das Hauptquartier der Bande, wo nach und nach alle Beteiligten festgesetzt werden.
Der kleine Roman beginnt beschämend schlecht, sprachlich auf niedrigstem Niveau und ist vollkommen unsicher geschrieben, aber je weiter das Buch voranschreitet um so sicherer scheint der Autor zu werden. Am Ende gelingt es Wilden eine Schreibroutine zu entwickeln, die aber über die heillos naive Gangstergeschichte mit Elementen der Kolportage nicht hinwegtäuschen kann. Die ersten Seiten sind so niederschmetternd schlecht geschrieben, daß man das Buch gar nicht lesen möchte. Wenn man sich aber überwindet, wird man mit einem mittelmäßigen Gangsterroman unzureichend entschädigt.