M. B. Hohenofen, das ist Matthias Blank: »Tsuru im Teehaus Jo-taka«, 1923
von Mirko Schädel
M. B. Hohenofen, das ist Matthias Blank: Tsuru im Teehaus Jo-taka, Dresden:Berga-Verlag 1923, Jens Rohlfs mystisch-abenteuerliche Erlebnisse Band 5, 157 Seiten, Umschlag von C. Kähling
M. B. Hohenofen, das ist Matthias Blank, 1881–1928, benutzte unter anderem die Pseudonyme: E. Berlepsch, Bernhard Birkenau, M. B. Birkenau, S. S. Birkenau, Matthias Blank-Hohenofen, B. Brandeis, M. B. von Hohenofen, M. von Weßling, B. Weßling, M. E. Burg, R. Walther, Theodor Offenstetten, Theo von Blankensee usw. Am 14.6.1881 in München geboren, wurde Blank zum typischen Vielschreiber. Er lebte in Meißen in der Burgstraße und starb dort am 6.12.1928.
Tsuru im Teehaus Jo-taka, 1923, ist ein recht alberner, dafür aber ein wirklich unspannender Kriminalroman, der im japanischen Kyoto spielt, wo Jens Rolf und sein Kumpan Karl Maßberg hinter einem berüchtigten amerikanischen Mädchenhändler her sind. Blank bereichert das Buch mit vielen japanischen Vokabeln und zeigt, daß er die Kulturgeschichte der Japaner studiert hat.
Zwei europäische, vielmehr germanische Schönheiten mit leuchtenden blauen Augen wurden trickreich in Deutschland geraubt und auf verbotenen Wegen nach Japan geschafft, wo sie in Kyoto an den meistbietenden Zuhälter verschachert werden sollen. Die Japaner, so Blank, seien geradezu versessen auf blauäugige Blondinen für ihre Freundenhäuser – und die Mädchen erreichen auf den Auktionen sehr hohe Preise.
Jens Rolf und auch sein Freund Maßberg sprechen seltsamerweise fließend japanisch, ja Jens Rolf denkt, so Blank, jeweils in der jeweiligen Landessprache, wenn er im Ausland auf Reisen ist. Die unfreiwillige Komik ist im Verkaufspreis inbegriffen. Nur das Lesen der japanischen Schriftzeichen beherrscht der Detektiv nicht.
Blank sucht nach den deutschen Mädchen und vor allem nach dem schurkischen Entführer, ein Amerikaner, der kurz vor der Verauktionierung der Damen steht. Doch Jens Rolf erhält von der japanischen Mafia eine Tafel, die mit Schriftzeichen versehen ist, und die wohl nichts anderes bedeutet, als daß man den Detektiv in wenigen Tagen ermorden wird.
Karl Maßberg gerät durch den Trick einen japanischen Schurken in die Fänge des erotischen Nackttanzes, er läßt sich zu einem Besuch in einem Freudenhaus überreden, wo er verzückt der Tänzerin Tsuru zuschaut. Maßberg ahnt nicht, daß er sich in der Höhle des Löwen befindet und sein Schicksal scheint besiegelt zu sein, denn das Teehaus Jo-taka ist der Sitz eines japanischen Mafiosis, der mit dem gesuchten amerikanischen Mädchenhändler befreundet ist. Tsuru bemüht sich redlich den Europäer vor den Schurken in diesem Etablissement zu warnen, doch während Maßberg die Warnung nicht so recht verstanden hat, begreift er doch, daß die gesuchten weißen Schwestern Tsurus irgendwo draußen im Garten versteckt sein müssen. Maßberg hofft mal wieder grundlos, daß er in diesem Fall seinem Freund Jens Rolf das Wasser reichen könnte und kurz vor der Lösung des Falls steht.
Tsuru, die Königin der Nackttänzerinnen, haßt ihren Zuhälter, der einer der mächtigen, japanischen Mafiabosse zu sein scheint. Um Tsuru willenlos zu machen und sie zu vergewaltigen, hatte der Boß einst das Blut ihres Bruders in Sakeschalen füllen lassen und getrunken – und anch dieser Machtdemonstration wurde Tsuru zärtlich zu ihrem Gebieter. Amüsant ist auch der Teich im Garten, denn dort schwimmen Kois, die herrlich glänzen. Ihren Glanz verdanken die Fische dem speziellen Futter, das immer häufiger aus Menschenfleisch besteht, denn der Boß füttert die Kois mit seinen Gegnern, die er reihenweise beiseite schafft. Die Leiche von Tsurus Bruder wurde damals auch den Kois verfüttert. Kein Wunder, daß Tsuru alles daran setzt, daß ihre Rache diesen Herrn irgendwann erreicht. Ihre neue Hoffnung ruht auf Jens Rolf, der zwar den amerikanischen Mädchenhändler sucht, aber sicher auch nicht davor zurückschreckt Tsurus Gebieter eine Lektion zu erteilen, da die beiden Schurken befreundet sind.
Unser amerikanischer Freund der Mädchenhändler wird übrigens von seinem japanischen Kollegen kurz darauf ermordet, denn der Japaner möchte die zwei entführten Blondinen nicht zu teuer einkaufen und die Auktion verhindern. Mit der Beseitigung seines Freundes schlägt der Japaner drei Fliegen mit einer Klappe: 1. Er kommt in den Besitz der blonden Mädchen, 2. Er muß nichts dafür zahlen, 3. Er erhält einen Futtervorrat für seine Kois. Der Japaner führt seinen Freund im Garten herum bis der Amerikaner das Opfer einer Falltür wird, die ihn aus großer Höhe auf ein Spalier von metallenen Spitzen fallen läßt.
Maßberg hat ebenfalls Bekanntschaft mit der Falltür gemacht, doch stürzte er in einem anderen Winkel, so daß er lediglich schwer verletzt und bewußtlos von Tsuru aufgefunden wurde, die den Verletzten zu den beiden deutschen Mädchen führt, die sich provisorisch um seine Verletzungen kümmern. Jens Rolf hat die Fährte aufgenommen, er maskiert sich als amerikanischer Tourist und wendet sich an das Teehaus Jo-taka, wo er sich als Freier zu erkennen gibt, der den Nackttanz Tsurus genießen möchte.
Während der Zuhälter Tsurus sich der geraubten Blondinen erfreuen will und die Mädchen zu vergewaltigen droht, eilt Jens Rolf den Germaninnen bereits zu Hilfe. In diesem Augenblick wird der Zuhälter von einem Diener gewarnt und verläßt die Höhle, in der er die weißen Frauen gefangen hält. Draußen beginnt er mit der Suche nach Jens Rolf und trommelt seine Bediensteten zusammen. Doch Tsuru trickst den Schurken aus.
Jens Rolf befreit derweil den schwerverletzten Karl Maßberg und die blauäugigen Blondinen. Als sie es endlich ins Freie schaffen, stellt Jens Rolf fest, daß seine Gegner bereits Opfer der Falltür geworden sind – und die Leichen der zwei Schurken wurden von metallenen Spitzen durchbohrt. Leider läßt Jens Rolf die Leichen nicht an die Kois verfüttern, sondern benachrichtigt die japanischen Behörden.
Ende gut, alles gut. Jens Rolf und Karl Maßberg reisen nach der Genesung des letzteren zurück nach Deutschland, im Handgepäck die beiden Blondinen und das japanische Freundenmädchen Tsuru, die aber in Deutschland nach kurzer Zeit stirbt. Eine der geretteten blonden Mädchen wird die Braut Karl Maßbergs.
Insgesamt ist dieser hanebüchene Roman eine Beleidigung des Lesers, ganz gleich wie routiniert das Machwerk geschrieben ist. Die schlüpfrigen Szenen und die sadistischen Gewaltphantasien des schurkischen japanischen Zuhälters können als Höhepunkt des Romans gezählt werden – zumindest ich war aus begreiflichen Gründen davon amüsiert, denn der Rest ist überaus langweilig. Matthias Blank muß sich das Wissen über die japanische Kultur mühelos angeeignet haben, denn die vielen Details sind gekonnt und glaubhaft in den Roman eingearbeitet – und man spürt förmlich die Begeisterung des Autors für die japanische Alltagskultur. Die Geschichte ist ansonsten leider völlig vorhersehbar und ich hatte Mühe die letzten Seiten aufmerksam zu lesen.