Heinrich Tiaden: »Im Club der Glücksucher«, 1906
von Mirko Schädel
Heinrich Tiaden: Im Club der Glücksucher, Leipzig; Otto Zöphel 1906, Interessante Bibliothek Band 21, 77 Seiten
Heinrich Tiaden, 1873–1949, war ein deutscher Redakteur und Schriftsteller. Im Club der Glücksucher, 1906, ist eine kolportageartige Erzählung um ein lasterhaftes Haus in Paris. Tiaden verquickt eine Mordgeschichte mit einer Spionagegeschichte, außerdem drehen sich die geschilderten Verbrechen um Opium und Mädchenhandel.
Eine dämonisch schöne Frau hat durch einen ihrer Liebhaber ihren Gatten beseitigen lassen, letzterer hatte geheime Pläne des französischen Militärs entwendet, bevor er diese jedoch einer feindlichen Macht verkaufen konnte, wurde er entlarvt und inhaftiert. Noch während der Untersuchungshaft sorgte seine Gattin für dessen Vergiftung. Zuvor hatte sie die gestohlenen Geheimpapiere kopiert.
Die fröhliche Witwe lebte in einem Haus, deren Obergeschoß sie zu einer Opiumhöhle namens Club der Glücksucher umwandelte. Die Mitgliedschaft in diesem Club setzte eine schriftliche Verschwiegenheitsklausel voraus. Nachdem der Liebhaber der guten Frau den Mord an deren Gatten ausgeführt hatte, ließ sie diesen fallen wie eine heiße Kartoffel und wendete sich ad hoc einer neuen Eroberung zu.
Mit diesem neuen Liebhaber begann sie den Mädchenhandel zu kultivieren, ein weiterer Komplize war in die verbrecherischen Aktivitäten involviert. Doch eines Tages ermordet das Paar einen deutschen Adligen, dem sie wohl auch die Geheimpapiere anboten, der jedoch kein Interesse daran zeigte. Dieser Adlige mit dem Namen von Steinburg verschwindet eines Nachts spurlos. Die Polizei ist ratlos, doch ein Verwandter aus Deutschland macht sich gemeinsam mit dem Detektiv Korner auf die Suche nach dem Vermißten. Dabei stoßen die beiden auch auf den Club der Glücksucher, der nun fortwährend observiert wird.
Nach einigen umständlichen Umwegen werden die Verdächtigen verhaftet, jedoch keiner der vier beteiligten Verbrecher wird abgeurteilt, alle sterben bei ihren Fluchtversuchen oder suizidieren sich in der Untersuchungshaft.
Ein Glanzstück ist diese Erzählung nicht, denn die Schreibweise und Dramaturgie der Geschichte ist hölzern und ungeschickt, alles wirkt leblos und zielt nur auf einen kurzen Effekt ab. Angereichert ist das Ganze mit dem üblichen Beiwerk der Kolportageromane: Falltüren, geheime Zugänge, Giftmord usw. Interessant ist lediglich, daß die Themen des Frühwerks dem Autor auch später treu geblieben sind.
Auch die späteren Bücher Tiadens sind keine bedeutenden Kriminalromane, aber doch ganz stilsicher und zeitgemäß konstruiert. Opium und Mädchenhandel waren Tiadens favorisierte Sujets.